TESTBERICHT - Sticks 5-6/2018 - Ralf Mikolajczak

 

Klangmacherei Klassik Snaredrum 

Edles Instrument Made in Germany 

Hinter dem Namen „Klangmacherei“ verbirgt sich die feine Klangschmiede von Mic Scharf. Der oft strapazierte Begriff „Custom“ findet dort ein würdiges Umfeld, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Kessel in den eigenen Pressen entstehen. Dem König Kunde bietet Mic Scharf mit den Snaredrums der Klassik-Serie spezielle Modelle an, deren Kessel - wie unser Testmodell - aus einem dünnen Starkfurnier bestehen. Verstärkungsringe aus zehn Lagen Ahorn sind ein „Muss“ für diese ungewöhnliche Konstruktion. Bislang sind Snaredrums mit 12" und 14" Durchmesser und in verschiedenen Tiefen entstanden. Weiteres ist in Planung. Die Kessel entstehen in Pressen, die Mic Scharf seit den 90er-Jahren selber baut. Für die Instrumente der Klassik-Serie empfiehlt er eine schlichte und elegante Hardware-Bestückung, bestehend aus der Snareteppich-Abhebung im "Nickel Drumworks"-Style, acht Tube-Lugs aus Messing und 2,3 mm Stahl-Spannreifen. Natürlich sind auch andere Bestückungen je nach Kundenwunsch machbar. Zum Test erhielten wir eine 14" x 5,5" Snaredrum mit einem geölten/gewachsten Finish.

 

Technisches
Eine Kesselkonstruktion aus nur einer dünnen Lage ist sicherlich gewagt, auch wenn es sich um ein Starkfurnier aus dem recht harten Nussbaum handelt. Die Kesselwandstärke liegt bei "nur" ca. 2,2 mm, und dieser Wert variiert maximal um ca. 0,1 mm. Dafür schon mal Hut ab. Die Verstärkungsringe werden aus zehn Lagen Ahorn gefertigt und bringen es auf eine Wandstärke von ca. 6,4 mm bei einer maximal ermittelten Toleranz von ca. 0,1 mm. Auch beim Durchmesser des Kessels finden wir nur Toleranzen in der zweiten Nachkommstelle. Die Gratungsform entspricht einer sanft verrundeten Spitze. Sie bleibt auch in den präzise gefertigten Snarebeds vollständig erhalten. Diese sind extrem weit gestaltet, dementsprechend sanft ist der Verlauf. Die Tiefe liegt bei maximal ca. 2,7 mm. Die Fertigungspräzision begeistert mich und verdient einfach nur das Prädikat exzellent. So darf, ... nein, so muss ein Custom-Instrument gebaut sein.
Für die Qualität spricht auch, dass Nussbaum-Furniere eine schöne gleichmäßige Farbe und Maserung besitzen — der Maserungsverlauf ist übrigens horizontal zur Kesselsäule. Innen ist der Kessel geölt, außen geölt und gewachst. Die exakt eingepassten Verstärkungsringe aus Ahorn zeigen an der Naht einen kleinen, aber aufgefüllten Spalt. Das ist Absicht, denn um Verspannungen des dünnen Kessels zu vermeiden, sind die Verstärkungsringe hier nicht wie üblich formschlüssig unter Spannung eingepresst. Liebe zum Detail und großes Know-how in Sachen Konstruktion beweisen dann auch so wichtige Details wie die beiden eingeleimten Holzunterlagen aus Ahorn im Bereich der Befestigungspunkte für die Snareteppich-Abhebung. Hier werden die seitlich gegen den Kessel wirkenden Hebelkräfte der Abhebung abgefangen und auf einer größeren Fläche verteilt. Das bedeutet weniger Verspannung an diesen Punkten im Kessel. Bei den Tube-Lugs ist eine Unterlage nicht erforderlich, da die Kräfte nicht als Hebel auf den Kessel einwirken und ihre vertikal einwirkenden Zugkräfte zwischen Schlag- und Resonanzfellspannung sich zum Teil auch noch neutralisieren. Befestigt wird die Kessel-Hardware mit schicken Inbusschrauben aus Edelstahl - eine elegante und korrosionsfreie Lösung. Die Snareteppich-Abhebung im "Nickel Drumworks" -Style funktioniert präzise und lässt sich feinfühlig justieren. Der "Fat Cat"-Snareteppich ist mit einem Gewebeband fixiert und bietet so eine gute Flexibilität und hohe Betriebssicherheit. Die Tube-Lugs sind schick verchromt und bieten den Stimmschrauben gut geschnittene Gewinde. Hier läuft alles geschmeidig ineinander, und die Klassik Snaredrum lässt sich präzise einstimmen. Da spielen natürlich auch die exakt runden und mit planen Auflagen ausgestatteten Spannreifen eine gewisse Rolle. So ergibt sich ein insgesamt stimmiges Bild einer sorgfältig bis ins Detail präzise gebauten Snaredrum.

 

Klangliches
Nussbaum hat eine gewisse Härte und gleichzeitige hohe Flexibilität. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Klangmacherei Klassik Snaredrum einen sehr warmen Grundklang bietet. Der dünne Kessel fördert natürlich auch die tieferen Frequenzen durch sein schnelles Resonanzverhalten. Dabei entsteht allerdings kein unendliches Sustain, dieses ist sogar bei offenen Stimmungen erfreulich kompakt, ohne dabei zu kurz zu werden. Die Verstärkungsringe sorgen für einen knackigen Attack mit einer sehr guten Artikulation. Da aber die Felle den direkten Kontakt zum Nussbaum besitzen, ist der Attack nicht ganz so spitz. Das ist alles andere als gewöhnlich und bietet spezielle Nuancen in der Klangfärbung von Attack und Sustain. Unsere Test-Snaredrum lässt sich schnell und präzise einstimmen. Die neutrale mittelhohe Stimmung ohne Dämpfung offenbart bereits das große Klangpotenzial: Die Snaredrum spricht schnell und direkt an. Auch die Ansprache des Snareteppich ist bei allen Anschlägen auf der gesamten Spielfläche präzise. Dynamisch kann diese Snaredrum voll überzeugen, leise gespielt steht der feine Attack im Vordergrund, das Sustain deutet eine gewisse Klangfülle an. Steigert man die Anschlagsstärke, wird der Attack langsam kerniger, und das Sustain liefert mehr Druck aus den tiefen Mitten. Geht man über zu einer extrem tiefen oder hohen Stimmung, wird man davon überrascht, dass die Präzision der Ansprache und auch die dynamischen Möglichkeiten vollständig erhalten bleiben. Die weite Tuningrange und die dynamische Spielbarkeit sind besondere Merkmale dieser Trommel. In extrem tiefer Stimmung und mit entsprechender Dämpfung wird der Sound so richtig fett, dennoch bleibt die Snareteppich-Ansprache crisp und direkt. Bei leisen Ghost Notes muss man natürlich etwas kämpfen, dafür wird ein hart gespielter Backbeat mit einem mächtig klatschenden Snareteppich-Klang belohnt, ohne dass hier etwas verwaschen wirkt. Auch pumpt der Kessel mit einer harmonisch wirkenden Kompression aus den Tiefmitten heraus. Richtig hoch gestimmt, bekommt man Sounds hin, die durchaus den legitimen Vergleich zu denen von Steve Jordan erlauben. Der Attack ist natürlich hell und bietet eine ordentliche Portion Oberton, ist kernig, doch nicht ganz so scharf. So bewahrt die Klangmacherei Klassik Snaredrum auch in hohen Stimmungen ihren Charakter. Erstaunlich ist auch der Kesselton im Sustain, das hier blitzsauber schwingt und Resonanz und Wärme liefert. Diese Snaredrum bietet eine sehr weite Tuning-Range, und auch zwischen diesen extremen Stimmungen lassen sich noch viele weitere tolle Sounds entdecken. 

 

Fazit
Die Klangmacherei Klassik Snaredrum ist ein tolles Instrument für den Klang-Connaisseur. In Attack und Sustain entstehen je nach Fell-Ausstattung, Stimmung und eventuell Dämpfung schöne Klang-Nuancen, bedingt durch die nur 2,2 mm starke Kesselkonstruktion aus Nussbaum mit starken Verstärkungsringen aus Ahorn. Eine Kombination, die für eine präzise Artikulation im Attack und ein erstklassiges Resonanzverhalten mit schöner Wärme im Sustain sorgt. Die große Dynamikspanne und eine weite Tuning-Range verfeinern den Klangcharakter dieses mit viel Liebe zum Detail gefertigten Instruments. Die hohe Präzision des in eigenen Pressen hergestellten Kessels ist bestechend. Mic Scharf ist ein Enthusiast, der sein Handwerk nicht nur versteht, sondern auch seriös auslebt. Hut ab dafür — und auch für den sehr fairen Preis dieses exzellenten Instruments. 

Sticks 2018-05/06
Klangmacherei Nussbaum Klassik Snaredrum
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