TESTBERICHT - drums&percussion 4/2015 - Ingo Baron
Klangmacherei-Custom-Snaredrum
Die Werkstatt von Michael Scharf im baden-württembergischen Engstingen ist eine nach eigenen Angaben »kleine, aber feine Trommelwerkstatt«. Hier wird nicht nur restauriert, repariert und verfeinert, sondern auch gebaut – zum Beispiel diese 14˝x6,5˝ große Snaredrum mit Mahagonikessel.
Bei der Customherstellung kommen neben Rohkesseln aus »renommierter Fertigung« auch solche aus Scharfs eigenem Fundus zum Einsatz. Unser Testmodell etwa besteht aus einem solchen, etwas mehr als 5
mm starken, zweilagigen Mahagonikessel mit vertikal ausgerichtetem Maserungsverlauf, der von einem zehnlagigen Ring aus Ahorn (etwa 7 mm) an der Schlag- und Resofellseite verstärkt wird. Sowohl
Kessel als auch Verstärkungsring sind geölt und gewachst, was die jeweiligen Holzoberflächen sehr angenehm zur Geltung kommen lässt und eine hübsche, glatte und sicher nicht allein optisch
ansprechende Oberfläche schafft (Lackierungen sind auf Kundenwunsch ebenfalls machbar). Mit anderen Worten handelt es sich bei der Testsnaredrum um einen superklassischen Kesselaufbau.
Ebenso klassisch ist die Gratung gearbeitet: Sie ist außen üppig gerundet und fällt nach innen im 45-Grad-Winkel ab. Der gut fühlbare und folglich präzise gefertigte Grat sitzt noch auf der
Mahagonikesselwand. Auf der Resoseite sind die Snarebeds nur äußerst dezent wahrnehmbar. Das liegt daran, dass sie überaus breit gearbeitet und deswegen kaum fühlbar sind. Das ist
Klangmacherei-Standard, aber auch hier ist natürlich der Kundenwunsch des Meisters Maß. Die Abhebung ist ein handelsüblicher Mechanismus, wobei die Spannung des 20-spiraligen, von Schnüren gehaltenen
Puresound-Teppichs einseitig eingestellt wird. Das Luftausgleichsloch ist an der Butt-End-Seite über den Snareteppich gesetzt. Montiert sind ferner verchromte Tube-Lugs, welche die acht (!)
Stimmschrauben – auch das also ganz klassisch – beidseitig aufnehmen, sowie 2,3 mm starke, dreifach geflanschte, verchromte Spannreifen. Die aufgezogenen Felle stammen aus dem Hause Aquarian
(»Texture Coated«/»Classic Clear Snare Side«). Kleines, aber feines Detail sind die mit einem Nylonzylinder im Spannreifen versenkten Unterlegscheiben, die jegliches Rappeln verhindern und das
Stimmen sehr geschmeidig machen. Dafür sind die Gewinde in den Tube-Lugs hier und da schon mal ein wenig zickig – zumindest beim Eindrehen der Stimmschrauben mit den Fingern. Das ist aber kein
wirklich ernstes Problem.
In (sehr) tiefer Stimmung hat die Snaredrum einen warmen, ›holzigen‹ und ausgewogenen Ton mit einem ansprechenden, runden und nicht allzu langen Sustain. Die Teppichansprache bzw. die Artikulation
des Teppichs ist eher weich und etwas indirekt, was sich im Wesentlichen auf besondere Gestaltung der Snarebeds zurückführen lassen dürfte. Auch in einer höheren Stimmung bleibt dieses
Charakteristikum erhalten. Dafür gibt’s in allen Stimmlagen einen ausgewogenen, leicht trockenen und kontrollierbaren, warmen Ton, der auf Grundlage der Verarbeitung des Kessels auch intendiert
gewesen sein dürfte. Seine Stärken spielt dieses Instrument vor allem in einer mittleren Stimmlage aus, denn dann gibt’s ein besonders ausgewogenes Verhältnis zwischen bauchig-warmen Klang und
feiner, wie gesagt eher weicher, Teppichartikulation. Dennoch haben zum Beispiel Rimshots einen angenehm lebendigen Charakter, obwohl sie insgesamt gut kontrollierbar bleiben.
Die Snaredrum aus dem Hause Klangmacherei ist in der Summe fein gearbeitet und Beweis von viel Liebe zum Detail. Im Gegensatz zu manch Instrument von der Stange kann man ihr eigene Persönlichkeit
definitiv nicht absprechen.
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